Zwischen den Flüssen Garonne und Adour liegt die Gascogne, die Heimat des Armagnac. Sie beherbergt ein wichtiges Stück Branntweingeschichte, auch wenn man die Provinz gern übersieht. Fast geht sie unter zwischen den atemberaubenden Schlössern der benachbarten Bordeaux-Region und dem Charme der Côte d’Azur.
Unauffällige Bauernhäuser und endlos erscheinende Kornfelder machen den ländlichen Charme von Armagnac aus. Auch wenn Prunk und französischer Glamour fehlen, lohnt es sich durchaus, einen genaueren Blick in die Gascogne zu werfen.
Ein Ausflug in eine kleine französische Provinz
Jeder Liebhaber von Branntwein weiss genau, dass der Cognac in der Beliebtheitsskala sehr weit oben steht. Der Armagnac hingegen ist vergleichsweise wenigen Personen ein Begriff. Fragt man in der Gascogne nach dem Grund, wird man folgende Antwort wohl am häufigsten hören: Die Geografie ist schuld.
Die kleine Provinz Armagnac im Herzen der Gascogne ist eine Binnenregion. Demzufolge gibt es dort keinen mit dem Schiff befahrbaren Fluss, der sie mit dem Atlantik verbindet.
Britische und niederländische Boote begannen im 17. Jahrhundert, französische Weine in grösserem Umfang zu exportieren. Da sie die Provinz Armagnac nur schwer erreichen konnten, konzentrierten sie sich auf die Küstenregionen. Die dort ansässigen Cognac-Produzenten waren demzufolge im Vorteil.
Umso wichtiger ist es, der französischen Spirituose endlich die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdient. Lassen Sie uns also gemeinsam einen Blick in die Welt dieses Branntweins werfen und seine Vorzüge genauer erkunden.
Von der Rebe zum edlen Tropfen
Die Grundlage für die Spirituose bilden Weissweine. Zugelassen sind zu diesem Zweck nur die folgenden zehn Rebsorten:
- Baco Blanc
- Blanc Dame
- Colombard
- Folle Blanche
- Graisse
- Jurançon Blanc
- Mauzac
- Mauzac Rose
- Meslier-Saint-François
- Ugni Blanc
Diese wiederum werden in drei Gebieten namens Ténarèze, Bas-Armagnac und Haut-Armagnac angebaut. Allerdings werden Reben aus dem Haut-Armagnac-Gebiet nur noch recht selten zur Produktion des französischen Branntweins herangezogen. Grund dafür ist, dass vor allem das Anbaugebiet Bas-Armagnac qualitativ hochwertigere Reben liefert. Ihre Spitzenlagen nennt man übrigens Grand Bas.
Bevor ein Rebstock Trauben für die Armagnac-Produktion liefern darf, muss er mindestens ein Alter von fünf Jahren erreicht haben. Dann geht es an die Herstellung des Grundweins nach traditionellen Verfahren. Diese verhindern das Hinzufügen von Zucker und Schwefeldioxid. Auch das Umfüllen während des Gärungsprozesses ist nicht gestattet.
Über die «Méthode Armagnac» und die Steineiche
Destilliert wird die Spirituose in nur einem Vorgang in geschlossenen Brennblasen aus Kupfer dem sogenannten L'Alambic Armagnacais. Hier lässt sich ein Unterschied zum Cognac festmachen. Dieser wird im Rahmen der sogenannten «Destillation Charentaise» zweimal gebrannt. Erst findet ein Rohbrand, dann ein Feinbrand statt. Bei der «Méthode Armagnac» werden beide Prozesse zu einem zusammengefasst.
Hierzu dient eine Rektifikationskolonne (Verstärkerkolonne), mit mehreren Trennvorgänge gleichzeitig und kontinuierlich durch intensiven Wärme- und Stoffaustausch zwischen zurückfliessendem Kondensat und aufsteigendem Dampf. Der Verstärker besteht aus mehreren hintereinander folgenden Glockenböden und einem Dephlegmator. Der Alkohol konzentriert sich beim Aufsteigen in der Kolonne. Die Rektifikationskolonne befindet sich zwischen der Brennblase und dem Kondensator, der die verdampften Bestandteile durch Abkühlen wieder verflüssigt und verfeinert. Durch diese Verstärkerkolonne ist es möglich das Endprodukt in einem Durchgang zu verfeinern und eine Alkoholstärke bis 76 % vol zu erreichen. Das Destillat ist nach dem Brennvorgang immer farblos.
Gelagert wird die Spirituose in grossen Holzfässern mit einem Fassungsvermögen von bis zu 420 Litern. Die Fässer bestehen aus Gascogner Schwarzer Eiche. Vor der Verarbeitung muss das Holz sechs Jahre lang lagern. Hier zeigt sich ein weiterer Unterschied zum Cognac.
Für dessen Lagerung finden oftmals sehr alte Fässer Anwendung, die immer wieder aufs Neue eingesetzt werden. Für den Armagnac hingegen werden bei jeder Ernte neu hergestellte Fässer genutzt.
Mit der Lagerung lässt sich übrigens auch erklären, wie der Branntwein zu seiner typischen Bernsteinfarbe kommt. Nach dem Destillieren lagern die Spirituosen teilweise mehrere Jahre in speziellen Holzfässern, aus denen sich gewisse Bestandteile herauslösen. Verschiedene Aromen, beispielsweise von Backpflaumen oder Vanille, machen sich breit, und auch die Farbe verändert sich.
Der Armagnac verbringt mindestens ein Jahr im Holzfass, die meisten Sorten zwischen sechs und acht Jahren. Dann führt der Weg der Spirituose in eine bauchige Flasche und endlich in Ihre Hände.
So trinkt man den Armagnac
Nun haben wir genug über die Hintergründe des Armagnac gesprochen. Es wird Zeit, endlich die Frage aller Fragen zu klären: Wie trinkt man den Branntwein denn nun richtig? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ihn zu geniessen. Ob pur, gemixt oder flambiert: Die Spirituose sorgt immer wieder für besondere Geschmackserlebnisse. Gern wird er wie folgt serviert:
- pur als Frappé
- als Digestif nach dem Essen
- als traditionell französisches «Trou Gascon»
- gemixt als Cocktail
- flambiert als «Brûlot d'Armagnac»
- als verfeinernde Zutat in der Küche
Den Branntwein pur geniessen
Wie alle weissen Spirituosen kann auch der weisse Armagnac pur serviert werden. In der Regel wird er dann gekühlt gereicht. Stellen Sie die Flasche Ihres edlen französischen Tropfens also am besten kurz vor dem Servieren in den Kühlschrank. Auch on the rocks, also mit Eiswürfeln, kann der Branntwein gereicht werden.
Wer sich nach einer üppigen Mahlzeit gern einen Verdauungsschnaps gönnt, kann ebenfalls gern zur puren Spirituose greifen. Dann ist es zu empfehlen, ihn bei Zimmertemperatur zu geniessen – natürlich stilecht in einem Original-Weinbrandglas.
Diese Gläser haben ein Fassungsvermögen von bis zu 9 Zentilitern und sind nach oben hin leicht geschlossen. So können sich die Aromen darin gut konzentrieren. Wer das Glas ein paar Minuten mit den Händen wärmt, hilft den Aromen dabei, sich voll zu entfalten.
Eine Spirituose zum Mixen
Eine Art Verdauungsschnaps für zwischendurch stellt der Armagnac im Rahmen einer französischen Küchentradition dar. Die Rede ist von «Trou Gascon», was übersetzt so viel wie «gascognisches Loch» bedeutet.
Ist Ihnen vielleicht das «normannische Loch» ein Begriff? Das Prinzip ist im Grunde das gleiche. Zwischen zwei Gängen gibt es ein Gläschen der französischen Spirituose. Sie soll die Verdauung fördern und den Appetit noch einmal anregen. Oftmals wird sie dann mit etwas Likör oder Eis vermengt.
Sie trinken für Ihr Leben gern Longdrinks? Auch zum Mixen eignet sich der Branntwein hervorragend. Um den Geschmack nicht zu verfälschen, kann er mit etwas kohlensäurehaltigem Wasser aufgegossen werden. Wer gern mit verschiedenen Aromen spielt oder süsse Getränke zu sich nimmt, greift auf Fruchtsäfte oder Softdrinks zurück.
Häufig wird die Spirituose beispielsweise mit Orangensaft und Sekt oder mit Bitter Lemon und Minze aufgegossen.
Ein Branntwein geht in Flammen auf
Nicht nur ein geschmackliches Highlight, sondern auch ein optischer Hingucker ist der flambierte Armagnac, der sogenannte «Brûlot d'Armagnac». Benötigt werden neben der Spirituose dafür Zucker, eine grosse Kupferschale und eine lange Kelle.
«Brûlot d'Armagnac» ist nicht nur der Name eines Getränks, sondern auch eines Festes, in dessen Rahmen es zubereitet wird. Es beendet die Destillationszeit der Spirituose feierlich.
In einem grossen Kupfertopf trifft die Spirituose auf Zucker und wird entzündet. Der Alkohol beginnt, zu brennen, und der Zucker schmilzt. Nach rund 15 Minuten können beispielsweise Vanille oder andere Aromen hinzugefügt werden und das Getränk wird heiss genossen.
Armagnac in der Küche
Auch in der Küche kann der Armagnac Anwendung finden, zum Beispiel folgendermassen:
- zum Verfeinern von Gebäcken
- zum Flambieren
- zum Konservieren
- zum Würzen von Saucen
- zum Zubereiten von Marinaden
Geht es um Gebäcke, wird der Armagnac beispielsweise für die Zubereitung von Tourtiére genutzt. Dabei handelt es sich um französisch-kanadische Pasteten, die in der Regel mit Fleisch und Kartoffeln gefüllt sind.
Beispielhaft für Konserven mit dem Branntwein gelten unter anderem Pflaumen in Armagnac. Der Saft der eingelegten Früchte verbindet sich mit der Spirituose. Die Flüssigkeit kann als süsser Likör getrunken werden. Vollgesogene Pflaumen hingegen schmecken beispielsweise hervorragend zu Vanilleeis.
Die Grundregeln im Überblick
Grundsätzlich gilt, dass der Armagnac sofort nach dem Einschenken genossen werden kann. Anders als Wein muss er vorher nicht atmen. Von Vorteil ist das Servieren in einem leicht erwärmten Glas für die volle Entfaltung der Aromen.
Empfohlen wird das Trinken bei Zimmertemperatur. Doch wer es lieber gekühlt mag, kann den Branntwein, wie bereits erwähnt, natürlich auch on the rocks zu sich nehmen.
Wurde die Flasche einmal geöffnet, sollte sie nicht im Kühlschrank, sondern an einem dunklen, aber dennoch kühlen Ort aufbewahrt werden. Zu beachten ist ausserdem, dass die Spirituose nicht mehr altert, nachdem sie abgefüllt wurde.
Es macht also wenig Sinn, ihn noch jahrelang in der Hoffnung zu Hause zu lagern, er würde noch weiter reifen. Seine Haltbarkeit erlaubt dies allerdings, denn sie liegt aufgrund des hohen Alkoholgehalts bei mehreren Jahrzehnten.
Die Alterskategorien des Branntweins
Aufschluss darüber, wie alt der auserkorene Branntwein ist, gibt die verzeichnete Alterskategorie auf dem Etikett. Doch hier werden keine Zahlen, sondern Buchstaben angegeben, was für Verwirrung sorgen kann. Deshalb hat die BNIA (kurz für Bureau National Interprofessionnel de l’Armagnac) eine Vereinfachung vorgenommen. So gibt es nur vier Alterskategorien, mit denen Branntweinliebhaber vertraut sein sollten.
VS steht für Very Special und bezeichnet einen Branntwein, der mindestens ein Jahr im Holzfass ruhte. VSOP bedeutet Very Special Old Pale. Die jüngsten Exemplare mit dieser Markierung haben mindesten vier Jahre im Fass verbracht.
XO bzw. Hors d`Age garantiert, dass der Inhalt mindestens zehn Jahre alt ist. Zu guter Letzt ist noch Vintage zu erwähnen. Dieser Armagnac stammt aus nur einer einzigen Ernte. Mit der entsprechenden Jahreskennzeichnung wird er gern zu besonderen Jahrestagen verschenkt.
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Vor mehr als 75 Jahren hat sich unser Familienunternehmen, die Hugi Weine AG, der Welt der Weine verschrieben. Nur zu gern teilen wir unsere Faszination mit unseren Kunden und präsentieren hochwertige Weine, Spirituosen und mehr. Natürlich sind auch Armagnacs Teil unseres Sortiments.
Wir konzentrieren uns auf den besonders hochwertigen Bas-Armagnac – genauer gesagt: den Armagnac Baronne Jaques de Saint Pastou. Gewonnen wird dieser aus den Rebsorten Baco Blanc, Folle Blanche und Ugni Blanc. In edlen Eichenfässern entwickelt die Spirituose feine Aromen von Vanille, Trockenfrüchten und Gewürzen.
Die von uns angebotenen Jahrgänge erstrecken sich von 1948 bis 1999. Gern bieten wir Ihnen den Bas-Armagnac – 12 oder 30 ans – auch in einer edlen Holzkiste an.
Doch wir von der Hugi Weine AG möchten Sie nicht nur mit hochwertigen Weinen und Spirituosen versorgen. Wir vermitteln ein Lebensgefühl. Geniessen Sie Ihren edlen Tropfen daher auch gern in der komfortablen Lounge oder dem Aussenbereich unseres Ladenlokals in Selzach.
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